Gestern kam ein Brief von mir an mich bei mir an.
Ich habe ihn da liegen sehen und mich gefreut.
Doch ich konnte ihn noch nicht aufmachen.
Erst einmal liegen lassen, würdigen, dass ich mir einen Brief geschrieben habe.
Ich wusste ja, was er enthält: die Würdigung „meines“ Jahres 2022.
Immer habe ich am Ende des Jahres überlegt, was so war und wie es mir damit ging – doch noch nie habe ich etliche Seiten geschrieben unter dem Blickwinkel:
Ich würdige das Jahr und mich darin.
Es war spannend, wie anders manches unter diesem liebevollen Blick wurde.
Und ganz am Ende, als er schon eines Tag fertig dalag, kam mir die Idee, den Brief einzutüten und an mich zu schicken.
Und nun liegt er da.
Heute mache ich ihn auf.
Und bin gespannt, als wäre nicht ich es gewesen, die durch dieses Jahr gegangen ist und die den Brief geschrieben hat.
Ehrlich: Nie hätte ich gedacht, dass ich so über mich schreibe und über das, was ich erlebt habe.
So freundlich, so wertschätzend, so liebevoll-anerkennend. (Dabei gab es sicher manches Jahr, in dem ich ähnlich viel oder – nach herkömmlichen Maßstäben – noch viel mehr „geleistet“ habe.)
Ich habe so unendlich viel Grund zur Dankbarkeit, habe so viel Schönes erlebt, war oft voller Neugier, Ent-Deckungs-Freude und Ganzkörper-JA!
Ich habe auch Vieles verabschiedet, los- und hinter mir gelassen. Habe, was war, intensiv angenommen, erlebt und durchlebt, habe Neues gesät und gewebt – alles mehr oder weniger bewusst.
Und das Beste: Ich habe immer wieder inne gehalten, gewürdigt und gefeiert, was ich gesehen, gelebt und auch los- bzw. durchgelassen habe.
Das war wirklich neu in 2022. (Für mich jedenfalls.)
Und diese Wertschätzung dessen, was war und wie ich darin war – die ist meine Grundlage für das, was kommen wird 2023.
Denn wenn sich auch viel ändern wird – ich gehe dieses Jahr wieder mit mir mit.
Und je nachdem, wie ich mich anschaue, wie ich auf mich (und dann auch auf andere) schaue – bekommt 2023 einen je anderen Fokus.
Und so lasse ich den Brief, die Würdigung meines Jahres neben mir liegen, werde heute immer wieder einmal hineinschauen … und dann sanft und langsam das Neue hineinweben.
Hineinweben – das ist so ein wunderschöner Ausdruck.
Eine so weiblich-heilige Handlung (und Haltung!) …
Das Alte nicht – zack, zack – wegpacken.
Wohl einige Fäden abschneiden, neue hineinweben und im Laufe des Jahres ein Gewebe von 2023 wirken, das am Ende dann wieder gewürdigt werden darf.
Doch jetzt erst einmal Neues hineinweben, manches, was sich gezeigt hat schon in den Rauhnächten, Bilder und Sätze aus meinen Kartenziehungen, aus Traumreisen und Kreisen, in denen ich diese Tage gesessen habe und Worte aus meinem Herzen habe kommen lassen.
„Zeige dich. Liebe dich. Verströme dich.“
Drei so kleine und so große Sätze von gestern.
Drei neue Fäden in meinem Gewebe.
Und weil ich das
gewebte von letzten Jahr an-erkenne, darf das Neue sich dann langsam und liebevoll entfalten.
Ein paar Tage noch – bis zum Ende der Rauhnächte – neben- und in-einander.
Und dann wird sich 2023 sachte lösen und ein eigenständiges, neues (Jahres-) Kleid wird gewebt.
Darauf freue ich mich.
Und wünsche allen ein wunderschönes, buntes und magisches 2023-Kleid, selbstgewebt und wirk-mächtig maßgeschneidert.
Ein Kleid, in dem du lieben, lachen, weinen, tanzen und dich umarmen (lassen) kannst. In dem du dich wohlfühlst und ganz du selbst bist.
Dorothee, immer neu auf dem Weg.