Himmelfahrt – und plötzlich ist der Meister /der Guru weg
40 Tage nach Ostern ist Himmelfahrt, auch ein Mai-Fest. Und eins, das mit Abschied und Mündig-Werden zu tun hat. Der Guru geht, hinauf in die Wolken – und die Schüler stehen da mit offenem Mund (als hätte er es ihnen nicht gesagt) und erstarren (wieder). Es war doch grade alles wieder gut, Jesus auferstanden, wieder bei ihnen – und nun - wieder alles vorbei.
Auch im Frühling geht es nicht ohne Loslassen: Die wundervollen Magnolienblüten vor meinem Fenster – die Pracht ist hin, der Boden unter ihr füllt sich mit abgefallenen Blütenblättern. Wie schade – so wunderschön war sie in ihrer Blüte. Doch das Leben wandelt sich, geht weiter, bei einem Baum wie bei den Menschen.
So ist das Leben.
Schon damals: So viel hatten sie von ihm gelernt, dann sogar begriffen, dass er seine Aufgabe anders sieht als sie es sich gewünscht haben, und dass sie sie einen Auftrag haben, seine Sicht der Welt, seine spirituelle Weisheit weiterzugeben.
Und doch stehen sie da und fallen in Abschiedsstarre, als er wahrmacht, was er gesagt hat und geht. Sie müssen loslassen, mal wieder.
Den Meister, ja, und auch Gott (oder die göttliche Kraft oder das Geheimnis des Lebens oder wie du es auch nennst) nicht länger nur im Außen suchen, nicht mehr jemand anders fragen „Wie soll ich leben, was ist richtig, was muss ich tun?“.
Nicht in den Himmel starren um Antworten zu bekommen - und sie möglichst so zu erwarten, wie sie bisher kamen.
Das ist nicht der Weg.
Der Weg ist es, sich abzunabeln, (endlich) meine eigene Beziehung zu (und vorläufige Vorstellung von) Gott - oder der göttlichen Kraft oder das Geheimnis des Lebens oder wie du es auch nennst - zu finden und zu leben.
Dazu ist ein Lehrer, eine Meisterin für viele Menschen eine Zeitlang gut – doch irgendwann ist es Zeit, auch in dieser Beziehung erwachsen zu werden (auch und gerade, wenn das schmerzlich ist).
Frage dich: Welche religiöse Prägung oder Haltung, welche Gottesvorstellung hindert mich daran, mündig und erwachsen zu sein, was in meiner Gottesbeziehung sollte ich / will ich hinter mir lassen?
Der Mai ist ein guter Zeitpunkt, mehr Weite, mehr Lebendigkeit und Offenheit auch in dieser Hinsicht ins Lebens zu lassen! Wachsen und leben auch hier!